Montag, 5. August 2013

Rä-rä-räpina

Letzten Freitag stürmte ich samt Kalju im Rollstuhl gegen halb fünf aus der Sauna und trampelte im Matsch und Regen zum Sõbra Maja, nur um dann kurze Zeit später mit Rucksack und nassen Haaren auf die Rückbank des Kia zu hechten. Ich war noch schnell mit Kalju in der Sauna und wollte nun mit Elisabeth auf den Weg nach Räpina, das knapp 40 Kilometer östlich, kurz vor der russischen Grenze, gelegen ist. Elisabeths Stelle im ersten halben Jahr ihres Auslandsdienstes, bevor sie nach Maarja Küla wechselte, verbrachte sie ebendort, wo sie in einem diakonischen Altenheim arbeitete. Noch im Bus von Põlva nach Räpina war die Atmosphäre sehr gelassen, sodass wir uns zu schlechten und noch schlechteren Witzen hinreißen ließen. "Frankfurt am Schleim" war nur einer davon.
In Räpina angekommen besuchten wir zunächst etwas, das wie aus dem estnischen Bilderbuch ausgeschnitten klingt:
Kleines Holzhüttchen, Holzstapel neben der Sauna im Hinterhof, genähte Gardinen im Fenster, Zwiebel- und Dillreihen neben Apfelbäumen im Garten und eine ältere Estin in Traditionskleidung, die uns empfängt. Die gastgebende Estin Hilja lud Elisabeth samt Anhang (MICH!), sowie Elisabeths dortige Mitfreiwillige Lisa ein, da im Moment der allererste Freiwillige des Projektes Jonathan mit Schwester und deren Freundin zu Besuch war. Es bot sich ein leckeres Abendessen, das so gar nicht in die Atmosphäre in diesem kleinen Holzhaus samt Holzofen und urigem Mobilar passen wollte: Spagetthi. Die Pfirsische, der leckere Apfelsaft und insbesondere der Rotwein rissen es dann aber noch raus ;-)


Zwar nicht eben jenes Haus, aber ungefähr so darf man
sich ein estnisches Bilderbuchhaus vorstellen :)
Es bot sich ein nettes Gespräch über Gott und die Welt und ich genoss den urtypischen, bilderbuchhaften Aufenthalt im Haus sehr. Zwischendurch heizten Elisabeth und ich in die lutherische Kirche von Räpina, um bei einer Taizé-Andacht teilzunehmen, wo Elisabeth auch querflötete :)
Die Lieder auf estnisch einzusingen, die ich alle schon aus Taizé kannte, war sehr ... nun ja... gewöhnungsbedürftig, doch es hat mich sehr gefreut. Ich durfte sogar einen Kyrie-Text auf Estnisch vortragen. Nach der Andacht gab es dann noch einen kleinen Plausch mit der Pianistin und Pfarrersfrau, die Elisabeth tausendmal für alle Auftritte dankte und ihr sagte, sie könne noch nicht gehen, was ich mir insgeheim auch schon dachte.

Bild: Jarmo Kauge
Im Moment ist Anna bereits fast eine Woche in Deutschland, Philipp reist auch morgen ab und bald wird auch mein Lieblingshuhn (Elisabeth) ausflattern. Ich freue mich zwar wahnsinnig, mit den neuen Freiwilligen Alina und Tamar (aus Georgien, kam soeben in Estland an) Zeit zu verbringen, doch etwas wehmütig macht es mich schon doch, alle gehen zu sehen, die ich so lieb gewonnen habe. Aber es ist ja nicht aller Tage Abend und wir sehen uns ja dann spätestens in Deutschland wieder.

Wie dem auch sei... zumindest zog es uns nach der Andacht zurück in das Haus von Hilja, wo wir das Essen, Trinken und die Gespräche weiterführten. Wir besichtigten dann auch noch das Diakonie-Haus, eben jenes Haus, wo Elisabeth das erste halbe Jahr wohnte und das Jonathan, der erste Freiwillige von dort, noch nicht renoviert gesehen hat. Am Ende des Abends wurden wir lieb verabschiedet und so ließen wir uns im Diakoniehaus nieder.
Am nächsten Morgen gab es ein rasches Frühstück und dann eine kleine Tour durch das wirklich wirklich hübsche kleine Räpina, das mehrere schöne Gärten, einen kleinen süßen Hof und einen stattlichen See umfasst.
Bild: Vaido Otsar
Am Mittag trafen wir uns dann mit Alina in Tartu, der wir ersteinmal die nötigsten Ecken und natürlich den Maarja-Küla-Shop zeigten. Der Sonntag verlief eher ruhig - so schlief ich auch relativ viel, was aber angesichts der nächsten Wochen eher ratsam ist.
Am Samstag geht es bei mir schon zum MidTerm-Training, meinem Zwischenseminar. Danach reise ich gleich weiter nach Helsinki, wo ich meine liebe Bettina und die ebenso liebe Antonia in Empfang nehme. Zusammen geht es dann auf durch die finnische Hauptstadt und ebenso durch Estland.
Jippie :)

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