Montag, 9. Dezember 2013

Jõuludeajal 1.0

Da ist er doch gekommen ... der Schnee, der liegen bleibt.
So sitze ich gerade in einem Pfannkuchencafé in Tartu (besser gesagt meinem STAMMpfannkuchencafé in Tartu), draußen frieren die Menschen bei soliden -7 Grad und an der Wand wärmt sich meine Jacke samt neuem Schal, neuen Fäustlingen und neuer Schapka, die ich mir gegönnt habe.

Hier Bildmaterial von der vorangerückten Weihnachtszeit in Estland.

 Tartu ist weihnachtlich geschmückt worden. Ein riesengroßer Weihnachtbaum trohnt auf dem Rathausplatz, die Straßen und Gassen sind mit Ketten, Lichterbällen und Kronleuchtern (!) geschmückt und Sehenswürdigkeiten und Einkaufszentren blinken und blitzen im Lichtermeer. Die Restaurants bieten jetzt auch Glühwein und Kakao mit Schuss an, sowie den typischen "Piparkook" (Pfefferkuchen) und Zimtleckereien. In den Einkaufszentren treten die Menschen sich die Füße ein und es liegt inzwischen (nach Entstehen dieses Fotos) hat es sogar noch viel geschneit.
Tartu - ein Wintermärchen.




 

 Samstag haben Mirjam, Markus und ich den Tag im Kulturzentrum von Põlva verbracht, wo die eintägige "Weihnachtsmesse" stattgefunden hat. Dort haben wir circa 6 Stunden lang im Hauptsaal an einem von vielen Ständen Produkte aus dem Dorf verkauft - kleine Püppchen aus dem Handarbeits-Workshop, Kerzenständer aus der Holzwerkstatt und Tonwaren verkauft. An anderen Ständen gab es ein reichhaltiges Angebot von Süßkram, selbstgebackenem Obstbrot und selbstgekochten Marmeladen bishin zu Seifen, Unterwäsche, Kosmetik und Elektrogeräten. Bei uns im Hauptsaal fand auch ein kleines Kulturprogramm mit Chören und Solisten statt, das uns unter Anderem "Laps peab sündima" geboten hat - in Estland ein Weihnachtslied, bei uns nur ein Schlager.
Hört mal in das oben positionierte Video rein - wer aufpasst, wird bald "Tränen lügen nicht" erkennen.

Unser Verkaufsstand in Põlva.
Kompetentes Verkaufspersonal mit tollen grünen Maarja-Küla-Shirts.
Immerhin 68 Euro haben wir eingenommen und uns wurde vom Põlva Kultuurikeskus sogar die Standmiete geschenkt.


 Zum ersten Advent zog erzgebirgische Adventsstimmung bei uns ein, denn nicht nur hatten wir drei Kränze gebastelt - einen für uns und zwei für je ein Haus (in Estland gibt es keien Adventskranztradition und umso stolzer bin ich, dass man sich für diese Idee gefreut hat).
Viel mehr hatten wir auch echt erzgebirgischen Stollen, den mir Bettinas Mama gebacken und Bettina zugeschickt hat. Ein Gaumenschmauss.
Danke!

In unser Zimmer hielt auch so langsam die Weihnachtsstimmung Einzug. Nicht nur habe ich meinen Adventskalender von Bettina (hinten - DANKE!) aufgehangen, sondern wir haben auch Sterne gebastelt, die außer in unserem Zimmer noch an unserer Tür und in einem Wohnhaus hängen - dies war unsere Beschäftigung für einen halbtägigen Stromausfall, der aber nicht ganz so schlimm war wie die letzten. Schließlich hatten wir dieses Mal Kaffee am Ofen der Außenküche gekocht ;-)

Ein weiterer Brauch, den ich in meinem Arbeitshaus ausprobiert habe, war der Nikolausbrauch. In Estland gibt es keinen Nikolaustag in diesem Sinne. Der "Nigulapäev" birgt hier keine großen Traditionen. Viel mehr darf sich das estnische Kind JEDEN Morgen an den Schuh oder an andere Stellen begeben, um zu schauen, ob die "Pekapikud" (Weihnachtswichtel) etwas gebracht haben. Am Abend des 5. Dezembers habe ich also Päckchen gebastelt mit derlei Süßem, die ich am Morgen des Nikolaustages zusammen mit einem kleinen Informationszettel verteilt habe.

Die Tradition kam sehr gut an und ich habe viele Dankeschöns geernet.
Am Schönsten war jedoch, einmal das Gefühl zu haben, wirklich etwas von seiner eigenen Kultur geteilt zu haben - vielleicht weil Weihnachten die erste große Möglichkeit dazu bot - schließlich ähneln sich die estnische und deutsche Kultur ohnehin sehr.
Seien es nun der Kranz, Basteleien, Lieder oder der Nikolaustag - Traditionen teilen ist schön.
Und ich freue mich daher bereits auf ein echt estnisches Weihnachten - trotz des Traditionsmenüs:
Blutwurst mit Kartoffeln, Sauerkraut und Preiselbeermus.
Juchey! :)



Head aega,
Marcel

P.S. Ich war beim "Vabaühenduste Suurpäev" - dem Großtag der Wohltätigkeitsorganisationen meines estnischen Landkreises. Dort habe ich nicht nur viele interessante Leute getroffen, sondern sogar vorne auf der Bühne ein Dankesschreiben und ein kleines Geschenk entgegennehmen dürfen für die Nominierung in der Kategorie "Freiwilliger des Jahres"
Der Preis ging zwar an einen anderen, aber dennoch bin ich sehr gerührt, wie viel Dankbarkeit mir entgegengebracht wurde und ich habe mich noch sehr lange mit der Arbeiterin unterhalten, die mich dorthin begleitet hat und mir ein Geschenk von Maarja Küla überreichte.

Ein großes Danke an dieser Stelle an Maarja Küla.
Ihr seid die Besten!

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