Freitag, 8. Februar 2013

Auf nach Haapsalu!

Wieder ein paar Tage vergangen und es ist so manches geschehen. Die erste Woche im Rootsi Maja verlief mild. Zum ersten Mal war ich in einer estnischen Arztpraxis, zum ersten Mal habe ich für ein Haus eingekauft, zum ersten Mal habe ich nordischen Nebel gesehen.

 Eines Nachmittags - die Sonne begann gerade sich zu senken - lief ich ruhig aus dem Rootsimaja. Da war er: Nordischer Nebel. Das erste Mal, dass ich solchen sehe. Im Prinzip ist das auch nichts anderes als Nebel über Schnee, doch bis dato kannte ich das nur aus Dokumentationen über Finnland oder Norwegen. Eine ca. zwei Meter hohe Nebelschicht lag über dem Schnee rings um Maarja Küla.
Optisch herausragend! Echt!



Dienstagabend fuhr ich mit dem Expressbus von Maarja Küla direkt zum Kunstzentrum der "rahjvaülikool" (der Volkshochschule der Universität von Tartu) für meinen ersten Estnischkurs.
Klischeeuntypisch fiel ich als Deutscher dort jedoch zu spät ein. Schuld waren der Bus und ich. Der Bus schlich etwas dahin und ich kam ca. 5 Minuten zu spät an der Einrichtung an. Dort konnte ich danach die Tür schlicht und einfach nicht öffnen. Sie schien zugenagelt zu sein - so fest war sie verschlossen. Nirgends eine Klingel. Verzweifelt rufe ich im Büro der Schule an. Es stellt sich heraus, dass ich die rechte Tür genommen habe, wobei die linke Tür des Gebäudes die offizielle Eingangstür ist. Naja gut. Wenigstens weiß ich das jetzt.
Meine erste Sprachstunde war super. Zu viert plus Professorin (eine super Person und im Übrigen die Mutter von Sofiia* - einer Einwohnerin von Maarja Küla) bestritten wir die Phonetik des Estnischen, die übrigens gar nicht so einfach ist, weil sie ZU einfach ist. Anders als im Deutschen wird im Estnischen nämlich alles so ausgesprochen wie es dasteht. Ein Vokal = kurzer Vokal. Zwei Vokale = langer Vokal. Dies gilt ebenso für Konsonanten. Jeder Buchstabe hat genau nur EINEN Laut. Die Betonung liegt fast immer auf der ersten Silbe. Ein H dehnt nicht und Doppelkonsonanten verkürzen die Vokale davor nicht, wie es im Deutschen der Fall ist. So werden "H"'s beispielsweise auch vor Konsonanten ausgesprochen. So entstehen dann merkwürdig aussehende Wörter wie etwa "mööbel", "füüsik", "arhitekt" und "butiik".
Nach meiner Sprachstunde bin ich noch drei Stunden durch Tartu geirrt - Buchhandlungen, Supermärkte und SchnickSchnack-Geschäfte, bis dann 22. Uhr mein Bus nach Maarja Küla abfuhr.
Mit meinem neuen Lehrwerk, dass ich in Tartu erstanden habe, kann ich hoffentlich bald sprachlich richtig durchstarten.
Richtig durchstarten werde ich nächste Woche in Haapsalu - einer Stadt an der Ostsee unweit von Tallinn. Dort findet mein On-Arrival-Training vom Europäischen Freiwilligendienst statt, bei dem ca. 10 andere Volunteers und ich verschiedenste Dinge vermittelt bekommen - vom Spaß-Faktor und dem Treffen neuer Leute aus anderen Ländern, die ebenso neu in Estland sind, einmal abgesehen.
Meine Route wird mich mit Bussen ca. 5-6 Stunden durch Estland führen. Von Maarja-Küla über Taevaskoja und Tartu bis Tallinn und dann weiter nach Haapsalu.
Das Seminar wird mich dafür aber entlohnen.
Quelle: Google Maps

Des Weiteren ist meine estnische ID-Card endlich angekommen! Ab sofort habe ich nun für fünf Jahre (also bis Januar 2018) dauerhaftes uneingeschränktes Aufenthalts- und Arbeitsrecht in Estland! E-Services und diverse andere Dienste stehen mir nun auch offen - wie beispielsweise die Eröffnung eines estnischen Bankkontos. Mehr Infos zur ID-Karte und E-Estland gibt es z.B.  bei der Botschaft der estnischen Republik oder beim Online-Spiegel.


Das war es ersteinmal von mir. Nach Haapsalu melde ich mich wieder aus dem Baltikum.
Liebste Grüße,
Marcel

P.S.
Für einen Ausschnitt über die ID-Card bitte einmal auf "Weitere Informationen" klicken!

P.P.S.
Was ich schon ewig vergessen habe:
Ein Video des EVS in Maarja Küla auf Youtube. Für mehr Infos über den EVS hier und das Dorf - und einige meiner Schäfchen :)










 

 Ausschnitt:
"Die Sonne taucht die restaurierten Fachwerkhäuser in Tallinns Altstadt in ein warmes, gelbes Licht. Es ist abends, mitten im Mai. In den zahlreichen Cafés und Restaurants der Hauptstadt Estlands sitzen junge Leute und unterhalten sich. Neben einem Glas Wein oder Bier haben viele ihren Laptop stehen. Damit schicken sie dem Hausarzt noch ein paar wichtige Unterlagen oder telefonieren kostenlos mit Freunden in der ganzen Welt. Und mit dem Handy wird noch schnell das Parkticket fürs Auto verlängert. [...]

„In Estland ist das überall so“, antwortet Maiken überrascht auf die Frage, ob das nur in der Hauptstadt Tallinn so üblich sei. So wie für die 22-jährige Mathematikstudentin, die nebenbei in einem Café arbeitet, ist es für die meisten der knapp 1,4 Millionen Esten selbstverständlich, überall und zu jeder Zeit das World Wide Web nutzen zu können.Schnell wird dem Besucher klar, warum der nördlichste der baltischen Staaten in puncto Informationstechnologie anderen Ländern meilenweit voraus ist: Routiniert holt Vimberg eine kleine graue Plastikkarte in der Größe einer EC-Karte mit seinem Bild darauf aus der Tasche und schiebt sie in ein spezielles Lesegerät am Laptop. „Willkommen in e-Estonia, der elektronischen Version Estlands“, verkündet der 28-Jährige mit den kurzen blonden Haaren und dem hellblauen Hemd. [...]
Mit der ID-Card, wie die graue Plastikkarte in Estland heißt, können sie auf dem staatlichen Internet-Portal www.eesti.ee so ziemlich alles regeln – sei es, dass Teenager wissen wollen, wer genau ihre Ururgroßeltern waren, Eltern die Schulnoten ihrer Kinder überprüfen wollen oder politisch interessierte Esten die Ausgaben des Staatshaushalts in Echtzeit verfolgen wollen. Seit 2005 können die Bürger Estlands sogar das Parlament per Internet wählen oder interaktiv an Gesetzesentwürfen mitwirken."
Quelle: Spiegel Online - "Estland: Ein Vorzeigeland bekommt den Euro" - 17. Juni 2010
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Estland: Ein Vorzeigeland bekommt den Euro - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/finanzen/boerse/tid-18686/estland-ein-vorzeigeland-bekommt-den-euro_aid_520525.html



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Estland: Ein Vorzeigeland bekommt den Euro - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/finanzen/boerse/tid-18686/estland-ein-vorzeigeland-bekommt-den-euro_aid_520525.html

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