Montag, 18. Februar 2013

Stay hungry, stay foolish! 2.0

Auf ein Neues! Da ich mit der Qualität meines Blogeintrages nicht zufrieden war, hier nocheinmal die verbesserte Version über das Seminar in Haapsalu!

Nein, auch in dieser Version wird mein Blogeintrag nicht von Steve Jobs handeln.
Obwohl - naja ein klein wenig, aber darauf kommt es nicht an."Stay hungry! Stay foolish!" ("Bleib hungrig, bleib albern!")
Freiwilligenkarte: England, Spanien, Italien (4x), Deutschland, Österreich,
Tschechien, Ungarn, Rumänien (2x), Moldavien, Georgien, Bulgarien (2x),
Serbien, Mazedonien + 2 estnische Teamleiter
Dieser Satz einer Rede von Applegrüner Steve Jobs, die er vor hunderten Studenten bei ihrer Graduation gehalten hat, ist mir jedoch bis zur jetzigen Sekunde im Kopf hängen geblieben. Eben genannte Rede hat mich gefesselt wie lange keine.
Für die Rede bitte HIER klicken. Im Rahmen meines On Arrival Trainings - also des ersten Seminars des Europäischen Freiwilligendienstes im Gastland - haben wir über das alltägliche Steckenbleiben gesprochen - wenn alles ausweglos scheint und nirgendwo das grüne Schild zu sehen ist, dass zum Notausgang weist.
Letzte Woche zog es mich also nach Haapsalu - in eine kleine Kurstadt an der Ostseeküste. Bereits Tschaikowski hat hier sein Hirn angestrengt. Ich auch - mein On-Arrival-Training war megamäßig gut.
Trotz meines zeitigen Aufbruches aus Maarja Küla, damit ich um 6.48 Uhr in Taevaskoja umringt von Dunkelheit in den Bus nach Tallinn steigen konnte, war die Reise nicht halb so beschwerlich wie man denken könnte. An Schlaf war im Fernbus logischerweise wieder ersteinmal nicht zu denken. 
Selbst bequeme Sitze und das sanfte Schunkeln des Vehikels konnten die Aufregung ersteinmal nicht übertünchen (schreibt man das so?). Eine Stunde vor dem Einfahren in die Hauptstadt Tallinn habe ich es dann doch geschafft, die Augen zu schließen und mental wegzugleiten.
Ein estnisches Namen-Lern-Lied
Nach dem Umsteigen in Tallinn erreichte ich schließlich gegen 14 Uhr das Küstenstädtchen Haapsalu - schon am Busbahnhof tat sich hervor, wer zu unserer Gruppe gehörte. Nach den Schilderungen anderer Freiwilliger erwartete ich zuvor eventuell noch 5 andere EVS-Freiwillige. Falsch gedacht. Wir waren 18. Plus Siiri und Margus in der Teamleitung.
In der ersten Gruppenphase war noch alles neu und unbekannt. Mein Zimmer teilte ich mit James aus England und Jan aus Tschechien - zwei chaotische, wahnsinnig angenehme Gesellen. Recht schnell kristallisierten sich Sympathien heraus  - das Kennenlernen ging zügig voran - das Namenlernen hoppelte jedoch im Spaziergehertempo hinterher.
In den Tagen im Kongo Hotel Haapsalu haben wir enorm viel gelacht, nachgedacht und gelernt. Am Erstaunlichsten ist wohl, dass ich über Estland und andere Länder der Teilnehmer genauso viel gelernt habe, wie über Deutschland. So intensiv wie hier, habe ich mich ( so weit ich weiß) noch nie mit der deutschen Sprache, der Kultur und der Reflexion im Ausland beschäftigt.
Doch zurück zu den Neuerungen im Bezug auf meine vorrübergehende Wahlheimat:
Die moldawisch-spanisch-deutsche
Gemeinschaftsarbeit zum Thema:
Wie stelle ich mir einen Esten vor?
Meine Angst in der "Russenproblematik" (mehr dazu nach dem nächsten Wochenende - das werde ich nämlich mit ein paar anderen On-Arrival-Volunteers in Narva an der russischen Grenze verleben) schwand dahin. Als wir am Dienstag traditionell eine bestimmte Köstlichkeit (deren Name mir entschwunden ist) im Pub gespeist haben - umringt von Reliquien aus diversen Zeiten (sogar der Reichsadler blinzelte mir von der Wand entgegen), brachen wir anschließend zum Rodeln auf - gemäß der Tradition. Sechs Versuche hatte ich - sechs landeten überall - nur nicht am Ende der Rodelbahn. Viel Zeit haben wir mit Reflexion und Einschätzung verbracht. Themen wie Kulturschocks, Probleme im Projekt, unsere Position in der Gesellschaft, unsere Motivation und die Möglichkeit aktiven Bürgertums standen auf der Tagesordnung. Das klingt vielleicht sehr theoretisch, das war es jedoch ganz und gar nicht.
Am Ende (nach dem abschließenden Saunaabend mit Trinkgelage) wollte keiner von uns die Stadt verlassen - auch ich nicht. Haapsalu hat sich in mein Herz gemeiselt. Ein wunderbares Städtchen!
Zunächst habe ich gelernt, die Punkte zu verbinden und auf Estnisch zu flirten. Habe evaluiert, wer ich eigentlich bin und was ich hier erreichen will und kann. In den abendlichen Runden wurde nicht nur Bier und Mitgebrachtes aus Serbien oder Rumänien konsumiert und sinnlos herumgedödelt, sondern es kamen auch grandiose Gespräche zusammen: Meistens ging es (aus gegebenem Anlass) um Kultur, Geografie, Sprache und (insbesondere osteuropäische) Geschichte.
Faszinierend auch der Dokumentarfilm "The Singing Revolution". Über den kann ich nicht viel sagen - seht selbst im Trailer.
Dieser Film war jedoch definitiv Anlass dafür, die Oberflächlichkeit des Geschichtsunterrichtes anzuprangern. Ernsthaft.
Osteuropäische Geschichte, die der deutsch-deutschen Vergangenheit etwas ähnlich sieht, Kulturschilderungen bester Qualität und grandiose Musik - vereint in diesem Film.
Prädikat: Sehenswert und pädagogisch wervoll.
(und bestimmt auch mit deutschen Untertiteln)
Des Weiteren habe ich gelernt, dass es im Winter Straßen über die zugefrorene Ostsee gibt, und man die Inseln vor der Küste so mit dem Auto erreichen kann! - Nur so am Rande.
Autos auf der Ostsee!
Meine Sprache hat jedoch gelitten. Deutsch, Russisch, Spanisch, Estnisch, Englisch - alles kam in einem Pott und bildete eine widerliche Brühe - am letzten Abend war es am schlimmsten.
Beispiel:
Ich wollte sagen: "I mix up all the languages!" (Ich vermische alle Sprachen!)
Ich habe gesagt: I throw up all the languages!" (Ich erbreche alle Sprachen!)
Alles in Allem danke ich herzlich für diese Woche - und bin mir sicher, dass dies nicht die letzte Begegnug mit dieser Gruppe war. Spätestens beim MidTerm-Training sehe ich dann endlich viele der Gesichter wieder. Doch bereits vorher möchten wie die Chance nutzen, wenn möglich.
Der Zeitplan vom Training
Schon am Freitag Abend erreichte ich Maarja Küla von Haapsalu aus erst gar nicht, da ich den Abend noch mit James aus England, sowie Dana und Gabriela aus Rumänien in diversen Studentenkneipen verbrachte. Nächste Woche bin ich dann bei meiner bulgarischen Gesprächspartnerin nach Narva eingeladen. Auch ein paar Volunteers aus Tallinn werden dabei sein. Darauf freue ich mich schon ziemlich.
Meine Datenbank an Volunteers ist ja jetzt groß und dank Facebook und Konsorten ist Organisation jetzt keine Frage von Papier und Bleistift mehr. Schlafplätze und (was das wichtigste ist) Freunde - habe ich jetzt hier überall in Estland.
Es heißt ja immer, Seminare sollen motivieren! ... und wie ich motiviert bin!
Daher noch zum Abschluss ein tolles Zitat, dass ich diese Woche gelernt habe, was sich jeder gerne mal ins Gedächtnis rufen kann:

"Es war ein Tag wie dieser, als Marco Polo nach China aufbrach. Was machst du heute?"

Nägemiseni!
Marcel

P.S.
Mehr zum Seminar sagen sicherlich die Fotos in der Galerie (siehe Navigationsleiste)
In mein neues Zimmer umgezogen bin ich auch endlich.
Fotos davon ebenso in der Galerie!

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